Vergesse ich einen Kostenfaktor?
Mehrere. Sogar die meisten!
Kurz: Werkstattmiete bzw. -unterhalt, ggf. auch Zertifizierungskosten für Personal und Ausrüstung.
Ausführlicher:
Lohnkosten für den Mechatroniker oder Meister sind das Eine, aber die Werkstatt selbst ist ja auch nicht "gespawnt" und ihre Ausstattung mit Werkzeug muss regelmäßig gepflegt und erneuert werden. Gute Ratschenschlüssel und die Hebebühne, vielleicht Druckluft für pneumatische Werkzeuge sowie Verbrauchsmaterial wie Lappen reichen längst nicht mehr. Der ganze moderne Computerkram in den Autos erfordert viel Digitaltechnik zum Auslesen der Bordelektronik, für ihre Diagnose und Fehlerbehbung (Updates einspielen) und die ist ebenfalls sauteuer.
Dazu Strom und Wasser, dazu Sicherheitstechnik (fängt weder am Türschloss an noch hört es dort auf), eventuell Miete oder Pacht für Gebäude oder Grundstück, die ganzen Computer (und Internetverbindung), Gebühren für Dienstleistungen wie z.B. Betrieb der Webseiten der Werkstatt oder Werbung im Lokalblatt, Abgaben an die Innung und diverse nötige Versicherungen (Haftpflicht, Einbruch, Elementargewalten usw.) ....
Und auch ständige Fortbildungskosten und ggf. nachzuweisende Zertifikate (u.a. in den Thread über Rettungskarten kam auch Hochvolttechnik zur Sprache, da darf auch nicht Jeder einfach so ran!), welche auch noch regelmäßig zu erneuern sind, fließen ebenfalls in die Gesamtkosten ein.
Und jetzt noch was ganz Verrücktes: Rücklagen für schlechte Zeiten oder gar Gewinne wollen auch erstmal erwirtschaftet werden, eher anfangs sind vielleicht noch Geschäftsgründungskredite abzuzahlen ......
Zusätzlich der Arbeitsstunden von 1 Std. komme ich immernoch nicht auf die anberaumten 570€.
Du siehst, die 570 Euro in deinem Beispiel enthalten natürlich auch einen Teil Mischkalkulation (Entgegenkommen für häufige Kunden oder u.U. günstige Teilepreise für Ersatzteile aus einem Spender-/Unfallfahrzeug (natürlich nicht gerade für sicherheitsrelevante Teile wie Bremsscheiben), sind aber nicht komplett aus der Luft gegriffen.
Andererseits fällt mir auch noch etwas zu deinen ermittelten Eigenkosten ein, denn die sind ja leider auch arg geschönt, wenn wir so ganz unter uns mal ehrlich sein wollen
Wenn du nämlich deine Eigenleistung nicht als gratis ansiehst, sondern deine eigenen Arbeitsstunden und zumindest auch Abschreibungkosten für dein zuvor beschafftes Werkzeug (oder Mietkosten für Werkzeug, was du nicht selber vorrätig hast, aber für diese Arbeiten kurzzeitig brauchst) verrechnen würdest, und schließlich auch die Beschaffungskosten (nicht nur den reinen Kaufpreis!) für die Bierchen oder den Wein addierst, womit du die Unterstützung deines Kumpels oder Nachbarn vergütest, schrumpft die Differenz zwischen dem reinen Kaufpreis fürs Material und dem Werkstatt-Gesamtpreis (schlüsselfertig!) auch deutlich!
Nicht in konketen Zahlen verrechenbar ist zu guter Letzt noch die Garantie auf die Leistung der Werkstatt bzw. bezahlst du dort für das Gesamtpaket. Fällt denen eine der neuen Bremsscheiben runter oder sie haben sich bei der Bestellung vertippt und ein benötigtes Teil ist deswegen nicht zur Hand, zahlst du für die Ersatzbeschaffung nicht extra; schlimmstenfall können sie den vereinbarten Termin nicht halten und kommen dir deswegen womöglich sogar preislich noch etwas entgegen. Dellen sie auch noch den Kotflügel ein beim Bremsenwechsel, kommen sie auch für die Beseitigung solch eines Schadens auf.
Die Rechnung für die eigenen Teile und Selbermachen dagegen wird ganz schnell negativ, wenn dir derartige Missgeschicke passieren
Ich neige durchaus zur gleichen Schönfärberei beim Kostenvergleich, um meinem Inneren Schweinehund das Selbermachen gegenüber der ach so teuren Dienstleister schmackhaft zu machen ...... aber wenn du schon so ausdrücklich nach den diversen vergessenen Kostenfaktoren fragst ......